Fazit: Das müssen Sie wissen

Bringt mich das IO Hawk Cross Mini von A nach B? Eher nicht. Macht das IO Hawk Cross Mini Spaß? Und ob! Das Hoverboard ist kein Kilometerfresser, sondern ein Spaßgarant. Für längere Fahrten ist es weder fahrstabil noch legal genug. Ein fester Sandboden oder ein kleiner Hubbel sind mit den breiten Reifen kein Problem. Spritzwasserschutz, Verarbeitung und Ausstattung rechtfertigen den Preis.
Pro
- Enormer Fahrspaß
- Robust
- Sehr griffige Tritte
- Gute Steuerbarkeit
- Vereinfachtes Auf- und Absteigen dank Autobalancefunktion
- Bluetooth-Lautsprecher
- Spritzwassergeschützt
- Gute Funktionen wie Anfängermodus per App
Kontra
- Nicht auf öffentlichen Straßen zugelassen
- „Aufbäumen” bei Top-Speed
- Nervige Ansage beim Einschalten
- App nicht immer zuverlässig
Das IO Hawk Cross Mini ist meine erste Erfahrung mit einem Hoverboard. Diese Bezeichnung hat sich als Name für diese Gerätegattung etabliert, obwohl es ursprünglich ein schwebendes Skateboard aus dem Film „Zurück in die Zukunft” war. Das Cross Mini soll nun die kleine Version eines Gelände-Hoverboards sein. Das wollte ich unbedingt ausprobieren.

Robust: IO Hawk Cross Mini

Mit 11 kg ist das Cross auch als Mini kein Leichtgewicht, im Vergleich zum großen Bruder IO Hawk Cross speckt es aber immerhin 4 kg ab. Es ist kleiner und deutlich günstiger: Die UVP liegt bei 399 Euro. Das Cross Mini kommt sehr robust daher. Die kleinen Schutzbleche sind aus Aluminium. Ein Vorteil gegenüber anderen Hoverboards, deren Kunstoffabdeckungen viel mehr vom Rad umschließen und einen Zusammenstoß schon mal mit einem Riss oder Bruch quittieren. Die geschundenen Ausstellungsstücke in Geschäften können ein Lied davon singen. Im Gebäude kriegen Sie den IO Hawk Cross Mini kaum kaputt. Einschläge in die Wand lassen ihn kalt. Für richtige Schrammen müssen Sie schon raus auf die Straße ...
Die massive Halterung für eine Action-Cam lag bei. Sie wird auf die ebenso stabilen Aluschutzbleche geschraubt. Die gummierten Trittbretter bieten viel Grip.
Bild: Michael Huch

Erste Schritte im Stehen

In Vorbereitung auf den anstehenden Test habe ich mir einige Videos angesehen, darunter auch eins, wo sich die Leute reihenweise mit ihren Hoverboards hinpacken. Meine Vorsicht war also geweckt, zumal ich weder Inliner- noch Skateboardfahrer bin und keine Erfahrung mit Hoverboards hatte. Das IO Hawk Cross Mini ist der optimale Trainingspartner: Per App kann man die Geschwindigkeit im Anfängermodus auf 8 km/h drosseln und dank Autobalancefunktion ist Auf- und Absteigen einfacher als bei anderen Hoverboards. Im Rahmen des Tests standen mehrere Leute zum ersten Mal auf einem solchen Gefährt, aber es kamen auch erfahrene Fahrer zum Einsatz.
Ins Auto passt der 70 cm breite Cross Mini locker. In einen Großraumroller schon nicht mehr.
Bild: Michael Huch

Top: Autobalance

Die Autobalance-Funktion des IO Hawk Cross Mini sorgt dafür, dass die Trittbretter des Boards automatisch gerade stehen und das Board nicht abhaut oder umkippt. Längst keine Selbstverständlichkeit, sondern eher die rühmliche Ausnahme. Ein Blick in die Anleitung: Aufsteigen von hinten, wie Treppensteigen. Zügig aber ruhig. Also mit zwei beherzten Schritten rauf aufs Board. Es wackelt, Suche nach Balance, aber ich stehe – angestrengt. Ein paar erste Versuche von Kollegen sehen Sie im Video. Die Anspannung sorgt dafür, dass die Füße heiß werden. So erging es auch anderen Probanden. Nun ganz vorsichtig erkunden, wie dieses Gerät reagiert. Siehe da: Gutmütig und kalkulierbar. Erste zarte Fahrten im Kriechtempo nach einer Minute, immer mutiger bis man plötzlich Gefallen an schnellen Drehungen findet. Die steile Lernkurve verblüfft und plötzlich macht dieses Ding so richtig Spaß! Zusammenfassung von Tag 1: 7 Fahrer, darunter 4 Anfänger, 1 Sturz beim Absteigen (ohne Auswirkungen).
Der IO Hawk Cross Mini passt Kindern und Erwachsenen bis zu 120 kg.
Bild: Michael Huch

Großer Fahrspaß

Tag 2: Ich summe leise durch die Gänge, drehe auf der Stelle. Normales Laufen erscheint mir gerade ziemlich langweilig. Ich hole mir mit dem Hoverboard sogar einen Kaffee aus der Küche – ohne Kleckern! Die Füße bleiben mittlerweile cool. Mit der Routine kommt die Lockerheit. Ich halte mich schon für einen Profi, nur um später festzustellen, dass Fahren auf unebenen Untergründen noch einmal eine andere Geschichte ist.

Geländetauglich?

Wenn der Pfad eben und breit genug ist, wuchtet Sie der IO Hawk Cross Mini auch Hügel hinauf. Die beiden 250-Watt-Motoren haben ordentlich Power. Bei harten Kanten in der Straße wünscht man sich eine Luftbereifung statt Vollgummi. Der Federungskomfort liegt auf Gabelstapler-Niveau. Dafür bekommt man aber auch keinen Plattfuß. Ausgetretene Pfade und fester Rasen sind noch machbar, in weichem Boden bleiben Sie stecken oder setzen auf. Grobe Unebenheiten sorgten bei mir für einen Absprung, ich bin aber auch nicht der Profi, für den ich mich im Büro noch hielt. Der IO Hawk Cross Mini ist etwa so geländetauglich wie ein Porsche Cayenne mit Straßenreifen im Offroadpark. Ein mutiger Fahrer holt einiges raus.

Wasserdicht

Der IO Hawk Cross Mini ist spritzwassergeschützt nach IPX4 (Schutz gegen Spritzwasser aus allen Richtungen). Feuchte Straßen oder etwas Regen sind also kein Problem.

Asi aber geil: Bluetooth-Lautsprecher

Dass der IO Hawk Cross Mini über einen Bluetooth-Lautsprecher verfügt, posaunt er stolz bei jedem Einschalten aus: „IO HAWK CROSS ... WAITING FOR BLUETOOTH CONNECTION” (zu hören im Video). Leider kann man diese nervige Ansage weder Abschalten noch leise stellen – zumindest habe ich das nicht gefunden. So erntet man im Büro genervte Blicke bei jedem Einschalten. Apropos genervte Blicke: Wollen Sie mal tiefe Verachtung im Gesicht Ihrer ansonsten freundlichen Kollegen sehen? Ich empfehle dazu, mit #Thatpower von Will.I.Am in voller Lautstärke aus den Bluetooth-Lautsprechern vom Cross Mini durchs Büro zu summen. Ja, peinlich und rücksichtslos wie die Halbstarken, die mit lauter Musik aus Handy oder Bluetooth-Lautsprecher Straßen, Busse und Bahnen bevölkern – aber jemand muss es ja testen. Und Junior forderte für seine Testfahrten auch musikalische Untermalung. Der Sound ist zwar satter als vom Handy, reicht aber nicht an eine gute Bluetooth-Box heran. Egal, ich müsste lügen, wenn ich behauptete, dass die Musik den Spaß nicht noch erhöht hatte. Uts, uts, uts ...

Reaktionen: Kommt sehr gut an!

Die IO-Hawk-App hat nicht gerade tolle Bewertungen. Viele beklagen sich über die mangelnde Zuverlässigkeit. Ich hatte im Test nur eine Fehlermeldung. Besonders schön ist die Übersetzung des Claims: „Sie gehen wir Habicht” – na dann ...
Bild: Michael Huch

Die Reaktionen auf das IO Hawk Cross Mini waren durchgehend positiv (zumindest ohne Ton) und man erntet viele freundliche Blicke. Die Jüngeren zeigten sich sofort begeistert: „Das habe ich schon bei einem Youtuber gesehen!” Ein etwa 12-jähriger Halbprofi, der nach eigenen Angaben schon vier Boards gefahren ist: „Toll! Das fährt gar nicht weg wie mein Hoverboard! Das fährt sich voll gut!” Autobalance lässt grüßen. „Mit Musik? Wie cool! Das will ich auch!” Eine ältere Frau: „Issas mit Badderie? So etwas Schönes hatten wir früher nicht.” Und dann war da noch der Typ beim Brötchenholen, dessen Provokation ich ignorierte, als er meinen Sohn fragte, ob Papa denn auch darauf fahren könne. Türlich, Mann!

Strecke machen? Lieber nicht!

In gut zwei Stunden ist das IO Hawk Cross geladen. Die LEDs signalisieren den Ladestand.
Bild: Michael Huch

Während der Testzeit trennten mich zwei Kilometer gut ausgebauter Radweg von meinem Auto. Optimale Testbedingungen. Aber mit zunehmender Geschwindigkeit wird das Fahrverhalten unstabil und das Cross Mini stellt sich langsam auf. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit ändert sich die Neigung des Trittbretts. Man lehnt sich nach vorn und fährt, aber langsam werden die Fußspitzen nach oben gedrückt. Entweder man wird langsamer oder man hält dagegen und steht immer verkrampfter auf dem Board bis die Hacken unten und der Oberkörper nach vorn gebeugt sind. Ob das ein Sicherheitsfeature zum Einbremsen ist oder nicht: Das ist Mist! Den Wunsch nach mehr Tempo wie zuletzt bei dem eRoller NIU N1s oder dem Elektro-Tretroller Kumpan 1950 hatte ich nie. Zweimal musste ich auf der Fahrt zum Auto abspringen. Mir ist nichts passiert, aber das Cross Mini hat sich überschlagen. Kratzer und Macken waren das Ergebnis. Auch Sohnemann musst auf die harte Tour lernen, warum Schutzkleidung angeraten ist. Mein persönliche Meinung: Für längere Strecken ist der IO Hawk Cross Mini kein idealer Begleiter.

Verboten gut

Dabei dachte ich schon, ich hätte das perfekte Pendlerfahrzeug gefunden. Das Ding verstaut man locker in der Bahn, die 11 kg bekommt man auch Treppen rauf. Das Problem: Die Fahrt auf öffentlichen Straßen ist nicht erlaubt. Schlimmer noch: Es fehlt eine Zulassung, sodass Hoverboards mangels Einstufung als Auto gelten könnten. Und dafür braucht man einen Führerschein. Irrsinn! Hier besteht Nachholbedarf bei der Gesetzgebung nach Vorbild der Segways. Bis dahin sollten Hoverboards lieber Privatvergnügen bleiben. Leider.

Reichweite und Ladezeit

Obwohl die App neben dem Ablesen der Geschwindigkeit auch das Tracken der gefahrenen Strecke erlaubt, habe ich aus zuvor beschriebenen Gründen keine Verbrauchsfahrt gemacht, sondern bin nur „rumgecruised”. Der Hersteller verspricht 10-18 km Reichweite. Besser konnte ich schon die Ladezeit nachvollziehen: Gut zwei Stunden und das Hoverboard war wieder für alle Späße bereit.