Früher war es einfacher: Man hat sich einfach aufs Rad gesetzt, und wenn das Oberrohr nicht gerade im Schritt kniff, galt das Bike als passend. Eine einfache Regel, die aber der modernen Vielfalt der Rahmenabmessungen längst nicht mehr gerecht wird. Doch fangen wir am besten von vorn an.

Wie wird die Rahmenhöhe definiert?

Die Rahmenhöhe misst den Abstand zwischen der Tretachse und dem Ende des Sattelrohrs, oder in anderen Worten: zwischen der niedrigsten Satteleinstellung und der Mitte des Kurbelsatzes. Gemessen wird die Rahmenhöhe in der Regel in Zentimetern. Häufig findet sich auch ein entsprechender Aufkleber mit der Rahmenhöhe auf dem Sattelrohr vieler Fahrräder. Je höher diese Zahl, umso höher das Oberrohr und umso langbeiniger sollte der Radler sein.
Häufig wird dazu einfach eine Tabelle genutzt. Wer etwa 1,80 Meter groß ist, für den bestimmte die Tabelle eine Rahmenhöhe zwischen 55 und 58 Zentimeter (natürlich immer Abhängig von der Bauart des Rads, der Herstellerangabe und -interpretation). Prinzip: Je größer der Radler, desto höher muss auch der Rahmen sein.

Schrittlänge messen – so geht's

Eine Regel, die allerdings nur eine Daumenregel sein kann. Immerhin gibt es groß gewachsene Menschen mit kurzen Beinen und langbeinige, kleine Menschen. Beiden verhülfe diese Daumenregel nicht zu einem passenden Fahrrad. Stattdessen wird heutzutage mit der Schrittlänge gearbeitet. Denn die gibt Auskunft über die Länge der Beine.
Um die Schrittlänge zu messen, greifen Sie zu einem Zollstock und Buch. In Socken stellen Sie sich nun mit dem Rücken zur Wand und schieben das Buch zwischen die Beine – praktisch wie einen Fahrradsattel. Halten Sie die Position des Buches an der Wand und messen Sie anschließend den Abstand zwischen Oberkante Buch und Boden. Damit haben Sie die Schrittlänge ermittelt. Bei vielen Herstellern findet sich im Netz ein Rahmenhöhenrechner, in den Sie diese Zahl eintragen können und dann eine Rahmenhöhe erhalten.  Ist das der einfache Weg zum passenden Bike? Nur teilweise.

Die Suche nach der perfekten Rahmengeometrie geht weiter

Denn zum einen hat jeder Biker andere Vorlieben, zum anderen jeder einen anderen Oberkörper. Zu den Vorlieben etwa zählt die Frage, ob das neue Rad besonders beweglich sein soll oder eher laufruhig. Ein höherer Rahmen sorgt für mehr Spurtreue, weil damit in der Regel auch ein größerer Radstand einhergeht – Länge läuft nun einmal. Niedrige Rahmen wiederum sind meist kürzer und damit beweglicher. Wer zwischen zwei Höhen liegt, kann sich also entscheiden. Entsprechend heißt es bei Sporträdern oft, man solle zum kleineren Rahmen greifen – um von der höheren Beweglichkeit zu profitieren. Bei Tourenrädern wiederum wird zum größeren Rahmen geraten, um bequem und ruhig Strecke machen zu können. Es sei denn, der Radler hat eben andere Vorlieben. Und da kommen weitere Größen am Rad ins Spiel.

Wie sportlich darf es sein?

Diese Frage richtet sich an den Vorbau. Den gibt es bekanntlich in verschiedenen Größen. Daumenregel: Je länger ein Vorbau, umso gestreckter die Sitzposition und umso sportlicher. Und der Lenker? Ein Lenker mit ein wenig „Backsweep" hebt diese Streckung wieder etwas auf. Ein Backsweep bedeutet vereinfacht gesagt, dass die Lenkstange nach hinten gekrümmt ist. Das ist deswegen wichtig, weil das Oberrohr nun einmal nicht variabel ist – es sei denn, man gönnt sich einen maßgeschneiderten Rahmen. Bei einem professionellen Bikefitting lässt sich das Zusammenspiel aus Rahmen, Vorbau, aber auch der Position der Füße etwa auf Clickpedalen weiter optimieren. Aber auch die skizzieren Schritte aus passendem Rahmen, Vorbau und Lenker bewirken schon einiges – jedenfalls deutlich mehr als die alten Tabellen.