Rennradfahrer suchen bei Reifen nach dem geringsten Rollwiderstand und bestem Kurvengrip. Mountainbiker benötigen ebenfalls guten Halt, auch in schwierigem Gelände. Über möglichst wenig Gewicht freuen sich alle. Für den Einsatz im Alltag auf der Straße steht indes ein Faktor über allen anderen: der Pannenschutz. Klar, in der Stadt liegen häufig Scherben und Splitt herum, welche dünne Pneus schnell durchstechen können.
Die meisten Cityreifen werden darum mehrlagig konstruiert, die Lauffläche besteht aus einer Gummischicht an der Oberfläche und einer Pannenschutzschicht darunter. Viele Hersteller werben mit Schutzschichten mit einer Stärke von fünf Millimetern und mehr.

Gummimischung ist entscheidend, nicht Materialdicke und Profil

Aber hochwertige Cityreifen müssen nicht besonders dick sein, dafür verfügen sie jedoch zum Beispiel über spezielle Gewebeschichten, die die Konstruktion besonders widerstandsfähig machen. Tobias Fischbach vom Reifenhersteller Continental berichtet: „Bei Radfahrern hält sich der Mythos, je dicker das Material umso besser der Pannenschutz.“ Hochwertige Cityreifen können jedoch auch dünn sein und trotzdem sicher.
Auch bei der Frage nach dem optimalen Grip muss mit einigen Mythen aufgeräumt werden. Insbesondere beim Reifenprofil hält sich hartnäckig der Glaube, aufwendige Rillen, Stollen und Zacken würden in Kurven und bei Nässe mehr Halt geben. Für René Marks, Produktmanager bei Schwalbe, hat das Profil hingegen nur psychologischen Nutzen beim Reifenkauf: „Sicherheit entsteht in erster Linie durch die Gummimischung.“ Cityreifen mit wenig Profil und viel Lauffläche sind hier laut dem Experten sogar im Vorteil, weil eine gleichmäßige Oberfläche weniger schnell verschleißt.

6 Cityreifen im Test

Pannenschutz, Rollwiderstand und Gewicht – diese wesentlichen Faktoren haben wir bei den sechs Reifen verglichen. Nicht gewertet, aber gut: Reflexstreifen für bessere Sichtbarkeit.
Schwalbe Marathon GT Tour
34,90 Euro
Maxxis Gypsy
37,50 Euro
Continental Contact Plus
37,90 Euro
Michelin Protek Max
30,95 Euro
Kenda Khan II
15,90 Euro
Vredestein Perfect E-Power
29,95 Euro

6 E-Bike-Reifen im Sicherheitstest

Pedelecs sind eine neue Fahrradgattung, die auch eine eigene Art Mäntel benötigt. Hier sind Pannensicherheit und Komfort gefragt, Gewicht und Rollwiderstand werden zur Nebensache.
Reifen für E-Bikes müssen höhere Ansprüche erfüllen als Pneus für nicht motorisierte Räder. Für S-Pedelecs, die bis 45 Stundenkilometer unterstützen, gibt es sogar eine Reifennorm, ECE-R75. Diese stellt sicher, dass die Pneus den höheren Brems- und Beschleunigungskräften sowie dem zusätzlichen Gewicht gewachsen sind. Für E-Bikes bis 25 km/h müssen die Reifen keine spezielle Norm erfüllen. Die Hersteller kennzeichnen jedoch in der Regel die Modelle, die sie für Pedelecs entwickeln, entsprechend.
Gut für den Endverbraucher, denn das beseitigt Unklarheiten, ob ein bestimmter Reifen den Anforderungen für den Einsatz am Pedelec gewachsen ist. Denn auch hier hat man es in der Regel mit höheren Kräften und mehr Gewicht zu tun.
Zuerst wird bei festgelegtem Luftdruck die tatsächliche Breite der Reifen gemessen.
Bild: Lennart Klocke
Einig sind sich alle wichtigen Hersteller darin, dass man an E-Bikes breitere Reifen montieren sollte. Diese erhöhen den Komfort und liefern besseren Grip, was sich auch beim Bremsen bezahlt macht. Ein Performance-Vergleichstest wie bei den Cityreifen ist dennoch schwierig: Zu unterschiedlich sind die Reifenbreiten, die uns die verschiedenen Produzenten zur Verfügung gestellt haben. In unserem Testfeld sind Reifen von 40 bis 50 Millimeter Breite.
Wir empfehlen, auch nach Gesprächen mit E-Bike-Händlern und Reifenexperten, an einem Touren-E-Bike mindestens mit 40-Millimeter-Reifen zu fahren. Das zusätzliche Gewicht wird von der Motorleistung kompensiert, dafür gewinnt man an Komfort gegenüber normalen Cityreifen. Um Ihnen einen Anhaltspunkt zu geben, welcher Reifen für Sie infrage kommen könnte, haben wir die Pannensicherheit wie bei den Cityreifen im Labor getestet.

Alle E-Bike-Reifen im Einzeltest

Continental Contact Plus City
37,90 Euro
Maxxis Re-Volt
37,50 Euro
Kenda Kwick Journey
29,90 Euro
Schwalbe Energizer Plus
28,90 Euro
Vredestein Perfect E-Power
29,95 Euro
Michelin Protek
20,95 Euro

So hat BIKE BILD getestet

Unsere Reifen (alle 28 Zoll) haben wir im Testlabor von Continental vermessen und auf den Prüfstand gestellt. Zunächst haben wir die Mäntel auf eine einheitliche, 19 Millimeter breite Felge gezogen und die tatsächliche Breite bei 5,5 bar (4 bar bei E-Bikes) Luftdruck gemessen.
Bevor es auf die Prüfstände ging, wurden alle Modelle außerdem gewogen. Um den Rollwiderstand zu ermitteln, wurden die Reifen mit 5,5 bar auf eine Felge gespannt und auf eine Messtrommel gesetzt. Das Gerät treibt das Rad mit einer bestimmten Kraft an und misst, wie viel Leistung in Watt auf der Trommel aufgrund des Rollwiderstands verloren geht.
Die Reifen werden an unterschiedlichen Stellen auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Nadeln und Klingen geprüft.
Bild: Lennart Klocke

Die Pannensicherheit der City- und Pedelec-Reifen haben wir auf drei verschiedene Arten gemessen: Mit einer Klinge in der Lauffläche, mit einer Nadel in der Lauffläche und mit einer Klinge in der Seitenwand. Ein Messgerät erfasst in allen Fällen, wie viel Kraft notwendig ist, um das Material zu durchstoßen. Für unseren Vergleichstest haben wir von den verschiedenen Herstellern City-Reifen in 37 bis 38 Millimeter Breite angefordert. Einerseits, um eine möglichst gute Vergleichbarkeit herzustellen. Wichtiger noch, weil dieser Bereich am besten für den Einsatz am Cityrad geeignet ist.
Dünne Reifen um 30 Millimeter Breite rollen zwar schnell, bieten jedoch weniger Halt und sind oft sehr hart. Breite Reifen mit 40 Millimeter Breite und mehr bieten das Plus an Komfort und Grip, allerdings auf Kosten eines hohen Gewichts und trägen Fahrverhaltens.