Fahrrad-Werkstatt
Organisch oder Metall: Beläge für Scheibenbremsen im Vergleich
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E-Bike, Mountainbike, Rennrad oder hochwertiges Citybike: Scheibenbremsen sind der neue Standard, wenn es um die beste Performance geht. Die Beläge auszutauschen ist kinderleicht, doch welches Material packt dort am besten zu?
Bild: Lennart Klocke
Inhaltsverzeichnis
Sogar die konservativen Rennradfahrer sind inzwischen weitestgehend zu der Überzeugung gelangt, dass Scheibenbremsen besser als Felgenbremsen sind. Die Performance – Bremskraft und Dosierbarkeit – ist (vor allem bei Nässe) deutlich besser, insbesondere bei Hydrauliksystemen. Deswegen sind die Discs im Mountainbike- und Crossbereich schon seit Jahren der Standard. Und wenn es darum geht, ein E-Bike – hohes Gewicht und hohe Geschwindigkeit – zu stoppen, ist eine kräftige Scheibenbremse die beste Lösung.
Räder mit Scheibenbremse haben an der Nabe eine Aufnahme für Bremsscheiben. Ein Bremssattel an der Gabel, beziehungsweise am Hinterbau, umfasst diese Scheibe. Beim Betätigen der Hebel am Lenker pressen zwei oder mehr Kolben die Bremsbeläge mit einer speziellen Oberfläche gegen die Edelstahlscheibe – das Rad wird verlangsamt.
Im Vergleich zu Felgenbremsen haben Discs mit deutlich weniger Verschmutzung zu kämpfen. Scheibenbremsen mit Hydraulikleitungen stellen sich sogar selbst nach, wenn die Beläge abgenutzt werden und haben somit einen gleichmäßigen Druckpunkt. Kurzum: Der einzige Wartungsaufwand besteht bei Reinigung nach Bedarf und dem Austauschen der Bremsbeläge bei Verschleiß.
Bremsbeläge tauschen ist so leicht, dass man dafür keinen Mechaniker benötigt. Für die Wahl des richtigen Bremsbelags indes sollte man das für seine Bremse korrekte Modell kennen und sich über das optimale Belag-Material im Klaren sein.
Bremsbeläge müssen gleich mehrere Anforderungen erfüllen: An erster Stelle steht die Bremskraft, je besser der Belag auf der Scheibe zupackt, desto eher kommt das Rad zum Stehen. Gleichzeitig darf der Belag jedoch nicht allzu schnell verschleißen, sondern sollte möglichst lange halten. Lautes Quietschen ist zwar kein Anzeichen für schlechte Bremsperformance, stört allerdings auf die Dauer. Deswegen sollten Bremsbeläge möglichst wenige Geräusche bei der Benutzung machen. Wichtig für die Sicherheit von sportlichen Fahrern ist zudem, dass die Bremsen auch bei langanhaltender Belastung gleichbleibende Kraft liefern: Nachlassende Leistung bei einer längeren Abfahrt (sogenanntes Fading) sollte möglichst nicht vorkommen.
Drei Belagarten sind bei Scheibenbremsen üblich: organisch (oft Kunstharz, Resin), Metall (gesintert) oder eine Mischung aus beidem. Wenngleich metallische Bremsbeläge als die Variante mit der besten Bremskraft gelten und von vielen Herstellern angeboten werden, sind die organischen Beläge weitaus häufiger anzutreffen. Der deutsche Bremsenhersteller Magura setzt sogar ausschließlich organische und halb-organische Mischungen ein. Dominik Voss von Magura erklärt dies: „Ziel ist, die Hitze der Bremsscheibe vom Bremssattel abzuschirmen. Organische Beläge leiten die Wärme deutlich schlechter und beugen so einer Überhitzung der Bremszange vor.“ Metall indes sei eine viel stärkere Hitzebrücke; maximal 300 Grad Celsius kann eine Bremsscheibe im Betrieb erreichen.
Genau dort setzt auch der Komponenten-Hersteller Shimano mit der Ice-Technologies-Serie an, um das Bremssystem möglichst kühl zu halten: Die Scheiben haben einen Aluminiumkern und spezielle Kühlschlitze. Passend dazu bieten die Japaner Resin-Bremsbeläge mit Kühlrippen an. Laut Shimano führt dies zu weniger Verschleiß und geringerem Fading.
Der Tuningteile-Hersteller Jagwire setzt in erster Linie auf eine Mischung aus metallischen und organischen Bestandteilen: „Diese Zusammensetzung vereint die hohe Leistung und geringe Geräuschentwicklung eines organischen, mit der Haltbarkeit eines metallischen Belags und weist zusätzlich eine bessere Haltbarkeit und Performance bei feuchten Bedingungen, verglichen mit organischen Belägen, auf.“
Zunächst: Rein Metallische beziehungsweise Sinter-Bremsbeläge kommen fast nur für Downhill-Fahrer infrage, die maximale Bremsperformance benötigen. Für die überwiegende Mehrheit aller Radfahrenden, egal ob Sportler, Pendler oder Pedelec-Fahrer, sind organische Beläge die beste Wahl. Grund zum Wechseln der Standardbeläge gibt es unterm Strich nur wenn man entweder mit der Performance unzufrieden ist, ein verschleißärmeres Produkt wünscht oder von Bremsgeräuschen genervt ist.
Disc-Beläge im Vergleich
Material | Vorteile | Nachteile |
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Metall / gesintert | Bremskraft, verschleißarm, hitzebeständig | starke Hitzeübertragung, Geräuschentwicklung |
Resin / organisch | Dosierbarkeit, Hitzeabschirmung, geringe Lautstärke | höherer Verschleiß |
semi-metallisch | leise, verschleißarm |
Unabhängig davon, ob man verschlissene Beläge gegen das gleiche Modell tauscht oder etwas Neues ausprobiert: Nach der Montage sollten die Beläge eingebremst werden. Der Magura-Experte empfiehlt 30 Vollbremsungen in der Ebene bei 30 Stundenkilometern. Danach ist sichergestellt, dass sämtliche Produktionsrückstände von den Belägen abgeschliffen sind und der Belag optimal auf der Bremsscheibe zupackt.