Die wichtigsten Gravelbike-Reifen von Schwalbe im Praxistest: Der G-One Speed in 28 Zoll und 35 Millimeter Breite, der G-One Allround in 28 Zoll und 40 Millimeter Breite sowie der G-One Bite in 40 Millimeter Breite, ebenfalls 28 Zoll.
Das Erfolgsgeheimnis von Gravelbikes lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Vielseitigkeit. Pendeln, Straßenfahrten, Radreise oder Offroad-Abenteuer, alles ist möglich. Wenngleich das Rad, bestehend aus Rahmen, Schaltung und Komponenten, gleichbleibt, hat die Wahl der Reifen doch entscheidenden Einfluss auf den Einsatzbereich. Grundsätzlich gilt, je schmaler und je weniger Profil, desto besser auf befestigten Wegen. Je breiter und je mehr Stollen, desto besser im Gelände. Obwohl mein Gravelbike immer ein Kompromiss ist und bleiben wird, möchte ich doch für die Strecke und den Einsatzbereich bestmöglich aufgestellt sein. Deswegen fahre ich zwei Laufradsätze mit unterschiedlicher Schwalbe-Bereifung.
Mit Hilfe von Schwalbes G-One Serie möchte ich herausfinden, wie gut die Zwei-Laufradsätze-Theorie sich in der Praxis umsetzen lässt. Die Idee: Ein paar Alu-Räder mit schmalen Allroad-Reifen für Pendeln und Stadteinsatz, Radreise sowie Tourenfahrten und kurze Ausflüge in den Wald. Der Reifen der Wahl: Schwalbe G-One Speed in 35 Millimeter Breite. Für echtes Gravelbiken im Gelände und auf mehrheitlich unbefestigten Wegen kommt ein Carbonlaufradsatz mit einem gemischten Reifen-Set-up ans Rad: Vorn Schwalbe G-One Bite, hinten der G-One Allround; beide in 40 Millimeter.

Der Schwalbe G-One Speed

Der Schwalbe G-One Speed startete bei mir unter schlechten Voraussetzungen: Vor ein paar Jahren bin ich die ältere Variante des Speed in 30 Millimeter gefahren. Dieser Reifen war sehr pannenanfällig, unkomfortabel und frustrierte mich überdies mit einer anstrengenden Tubeless-Montage. Den neuen 35er zog ich daher argwöhnisch auf eine Alu-Felge mit 19 Millimeter Innenweite auf. Kein Problem; effektive Breite auf der 19-Millimeter-Felge: 35 Millimeter.
Der hintere G-One Speed hat schon nach etwas mehr als 100 Kilometern leichte Abnutzungsspuren.
Bild: Lennart Klocke

Wie funktioniert die Tubeless-Montage bei Schwalbe?

Alle besprochenen Gravelreifen sind für den Tubeless-Betrieb vorgesehen und dementsprechend von mir getestet worden. Zwischenfazit: Schwalbe hält das Versprechen von „Tubeless Easy“. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die besten Tubeless-Ergebnisse dann erzielt werden, wenn man den Reifen sofort nach dem ersten Aufpumpen eine halbe Stunde einfährt – gern auch mit mehr Druck als optimal. So dringt die Dichtmilch wirklich in jede Lücke ein und der Druckverlust hält sich auch über Tage in Grenzen. Weitere subjektive Erfolgsfaktoren bei Tubeless: Möglichst das Felgenband von Schwalbe verwenden und ein hochwertiges Ventil nehmen, das bombenfest in die Felge geschraubt werden kann.

Exkurs: Welcher ist der richtige Druck bei Gravelreifen?

Egal ob Rennrad, Mountainbike oder Graveller: den richtigen Reifendruck zu finden ist alles andere als leicht. Als Ausgangspunkt nutze ich den Tire Pressure Guide von Sram AXS. Dieser gibt für mich oft einen Wert aus, der deutlich unter dem liegt, was ich so aus dem Bauch heraus in den Reifen drücken würde. Erstes Learning: Weniger ist mehr, jedenfalls bei modernen Sportreifen. Mein Praxistest mit den G-One Speed zeigt indes, dass man ruhig noch etwas mehr Luft ablassen kann. Mein Systemgewicht aus Fahrer und Rad liegt bei circa 85 Kilogramm, den 35er-Reifen fahre ich inzwischen mit 2,6 bar hinten und 2,5 bar vorn. Den Minimaldruck auf der Reifenflanke von 3,0 bar unterschreite ich damit deutlich.
Mir ist leider völlig unverständlich, wie ich das Potenzial aller genannten G-One-Reifen in diesem Test ausschöpfen soll, wenn ich mich an Schwalbes Druckvorgaben halte. Da es sich bei dem Minimaldruck um einen sicherheitsrelevanten Wert handelt, unterschreitet ihr diesen auf eigene Gefahr. Meine persönliche Empfehlung: Traut euch, mit weniger Druck zu fahren, insbesondere Tubeless! Der Komfortgewinn im Gelände ist einfach unschlagbar und in puncto Rollwiderstand entsteht auf der Straße kein Nachteil.

Schwalbe G-One Speed im Praxistest

Zunächst: Von Pannen oder anderen Ausfällen mit dem G-One Speed (Gewicht: 425 Gramm) bin in den ersten zwei Monaten verschont geblieben. Auch der Druckverlust hielt sich in Grenzen, alle 10 bis 14 Tage sollte man sicherheitshalber dennoch nachpumpen. Nachdem ich auch den richtigen Druck gefunden habe, kann ich sagen: rollt. Und zwar richtig schnell. Auf Asphalt läuft der 35 Millimeter breite Reifen natürlich nicht so knackig wie die Verwandtschaft aus der Pro-One-Serie. Auf Speed kommt man dennoch. Und das Gute ist, auch löchrige Nebenstraßen, knorrige Radwege neben der Landstraße und überwucherte Feldwege werden erschlossen. Deswegen macht sich der G-One Speed auch auf dem Weg zur Arbeit richtig gut. Schnell genug für kurze Ampelsprints, ausreichend komfortabel bei Kantsteinen und Abkürzungen durch den Park. Klar, dass der G-One Speed im Gelände limitiert ist. Trockene Schotterwege sind kein Problem, für Trails und nasse Erde ist der Slick jedoch nicht ausgelegt. Die angedeuteten Noppen sind besonders am Hinterrad nach ein paar Bremsungen schon deutlich heruntergefahren. Meines Erachtens hätte Schwalbe hier auch ganz auf eine glatte Oberfläche, zumindest in der Mitte der Lauffläche setzen können.
Beim G-One Bite ist die korrekte Laufrichtung zu beachten, Speed und Allround indes können beliebig herum gefahren werden.
Bild: Lennart Klocke
Ist der G-One Speed der eigentliche Allrounder? Ich habe, Stand jetzt Anfang Mai, die Vermutung, dass ich den G-One Speed in dieser Saison mehr nutzen werde als die profilierten Schwestermodelle. In meinem Revier, Hamburger Umland und Schleswig-Holstein, befährt man hauptsächlich Wirtschaftswege und Straßen. Wer Strecken mit mehr als zehn Prozent Schotteranteil und richtige Trails fahren möchte, muss diese schon aktiv suchen. Für die schnelle Runde mit kurzen Gravelpassagen reicht der Schwalbe G-One Speed in 35 Millimeter locker aus.

Update: Schwalbe G-One Speed (35 mm) im Dauertest

Meine Vermutung hat sich bestätigt: Der G-One Speed in 35 Millimeter Breite war mein absoluter Brot-und-Butter-Reifen des Jahres 2021. Wenig Druckverlust, schnell auf Asphalt und mit ausreichend Grip für Parkweg, geschotterte Radwege und alles, was einem in der Stadt und auf Tour so unter die Räder kommt. Überdies hatte ich mit den Reifen keine einzige Panne. Einziger Knackpunkt: Am Hinterrad ist das Profil nach gut einem Jahr Nutzung schon deutlich abgefahren. Ich werder Vorder- und Hinterreifen im Zuge der halbjährlichen Wartung tauschen und versuchen, das Maximum an Lebenszeit aus dem Satz rauszuholen. Denn angesichts der Vielseitigkeit gibt es für mich keinen besseren Reifen für Touren, Pendeln und Training in Gegenden, wo die allermeisten Wege doch gut befestigt sind.

Das perfekte Reifen-Set-up für Gravel? G-One Bite und Allround im Test

Ab ins Gelände! Für Trails und Waldwege habe ich den G-One Bite vorn mit dem G-One Allround am Hinterrad kombiniert, beide in 40 Millimeter, beide wiegen je 480 Gramm. In Kurven verspricht der „Beißer“ offroad besseren Grip, der Allround am Hinterrad die besseren Abrolleigenschaften.
Der Reihe nach: Im Gegensatz zum Speed startete der G-One Allround bei mir mit den besten Vorzeichen. Bereits in der vergangenen Saison begleitete mich der Allrounder bei drei Orbit-Rennen und über deutlich mehr als 3000 Kilometer quer durch Deutschland. Pannenfrei, sicher im Gelände, einigermaßen schnell auf der Straße und ohne nennenswerten Druckverlust. Erst als ich im Dezember auf der runtergefahrenen Lauffläche ausrutschte war klar, dass ich ein paar neue Schlappen brauchte. Auch bei Bite und Allround verlief die Montage im besten Sinn unspektakulär. Auf der Felge mit 22 Millimeter Innenweite sind der Bite 39 und der Allround 38 Millimeter breit – gemessen an der Karkasse. Mein erster Eindruck: Beide Reifen halten ihre Versprechen, auf Waldwegen macht die G-One-Kombination richtig viel Spaß, überrollt kleine Steinchen problemlos und vermittelt in Kurven zu keinem Zeitpunkt Unsicherheit oder Schwammigkeit. Auch von Pannen blieb ich bin jetzt verschont, für mich jedoch keine Überraschung.
Das Profil des Schwalbe G-One Bite ist etwas gröber als beim Allround.
Bild: Lennart Klocke

Was bringt die Super-Ground-Karkasse von Schwalbe?

Die Top-Modelle der G-One-Gravelreifen, die Reifen der Evolution Line, hat Schwalbe mit Super-Ground-Karkassen ausgestattet. Die Technologie aus dem Mountainbike-Segment soll Leichtigkeit, Pannenschutz und Stabilität vereinen. Eine zusätzliche Pannenschutzeinlage zieht sich durch den gesamten Mantel (Snake Skin), darüber hinaus ist der Bereich an der Felge verstärkt, um eine bessere Tubeless-Abdichtung zu gewährleisten. In der Praxis lässt sich der Unterschied jedoch kaum erfühlen beziehungsweise erfahren.

Welcher Gravelreifen von Schwalbe ist der Beste für mich?

Schwalbe teilt die G-One-Serie 2021 in zwei Qualitätsstufen auf: Performance Line und Evolution Line. Letztere ist die hochwertige Stufe mit Addix-Compound, Speed-Grip-Technologie und Super-Ground-Karkasse, alle Evo-Varianten sind für den Tubeless-Betrieb ausgelegt.
Die Übersichtstabelle von Schwalbe gibt Aufschluss über den besten Reifen für jeden Untergrund.
Bild: Screenshot Schwalbe

Natürlich möchte nicht jeder dauernd Laufräder hin- und hertauschen und sich einen zweiten Laufradsatz anschaffen. Zwar ist die Reifenwahl am Gravelbike eine höchst vielschichte Angelegenheit, manch einer sucht jedoch nach einfachen Antworten. Meine pauschale Empfehlung für den besten Kompromiss in gemischtem Terrain: Nehmt vorn und hinten den G-One Allround der Evolution Line in 40 Millimeter Breite und gut ist.

Wie schlagen sich die G-One-Reifen von Schwalbe im Langzeittest?

Die Saison 2021 ist noch lang. Pannenschutz, Verschleiß und Langzeitperformance kläre ich im Dauertest. Auch inwieweit sich die Super-Ground-Karkasse lohnt, werde ich überprüfen und ob das Mullet-Set-up aus verschiedenen Reifen überhaupt langfristig Vorteile bietet.

Update: Schwalbe G-One Allround/Bite (40mm) im Dauertest

Die Kombination aus Allround und Bite wurde bei mir nicht ganz so viele Kilometer bewegt wie die G-One-Speed. Auch hier kann ich berichten: Keine Pannen oder anderweitigen Ausfälle. Voll überzeugt hat mich der G-One Bite, der in der 40-Millimeter-Variante auch die für mich optimale Breite für Fahrten auf einfachen Trails, im Wald, auf grobem Schotter und bei Matsch hat. Ehrlich gesagt würde ich mir das Mullet-Set-up sparen und vorn und hinten den Beißer montieren. Der Allround macht erfahrungsgemäß auch überraschen viel mit, doch grade in matschigen Kurven am erwies sich der G-One Bite einfach als die sicherere Wahl. Besonders der Grip beim Einlenken mit dem Vorderrad ist absolut großartig, wer viel im Gelände unterwegs ist, auch bei Regen, hat mit dem G-One Bite den besten Reifen am Rad.

Welche Alternativen gibt es zu diesen Schwalbe-G-One-Reifen?

Vom großen Mitbewerber aus Deutschland, Continental, gibt es den Terra Speed und den Terra Trail, diese sind in puncto Fahrperformance mit G-One Allround und Bite vergleichbar. Wer einen schnellen Slickreifen für kurze Abstecher über Parkwege möchte, für den ist der Continental Grand Prix 5000 TL in 32 Millimeter eine gute Alternative zum G-One Speed. Ebenfalls in Betrieb bei mir und in meinen Augen ein guter Allrounder ist der Challenge Gravel Grinder, dieser kombiniert eine leicht profilierte Lauffläche wie beim G-One Speed mit Noppen an der Außenseite für besseren Kurvengrip. Wer noch mehr Grip im Gelände möchte, kann Schwalbes G-One Ultrabite ausprobieren oder sich zum Beispiel bei WTB umschauen, ein Test zum Modell Raddler findet ihr hier.

Produkt-Empfehlung

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Schwalbe

G-One

  • Pro Iconeinfache Tubeless-Montage
  • Pro Iconwenig Druckverlust
  • Pro Iconbeste Lösungen für jedes Gelände
  • Pro Iconkomfortabel
  • Pro Iconschnell
  • Pro Iconguter Pannenschutz
  • Contra IconTop-Modelle nicht ganz günstig
  • Contra Iconoffizielle Druckvorgabe zu hoch

Fazit

von

BIKE BILD
Die getesteten Modelle der Schwalbe G-One-Serie decken ein großes Gravel-Spektrum ab, hier findet jeder das für ihn oder sie passende Modell.