Fazit: Das müssen Sie wissen

Mit diesen Felgen für den Graveleinsatz braucht sich Aerycs nicht vor den großen Namen verstecken. Ein toller Carbon-Laufradsatz zum fairen Kurs.
Pro
- schnell
- komfortabel
- einfache Montage
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra
- kein Hookless-Standard
Hinweis
Aerycs Allround GCX Terra 40 | 40
Gravelbikes sind im Trend. Im Fahrwasser dieser Allroad-Rennräder kommen auch mehr und mehr gravelspezifische Komponenten auf den Markt. Bestes Beispiel ist die GRX-Schaltgruppe von Shimano, die sich explizit an die Anforderungen in wechselndem Gelände richtet. Weiterhin zu nennen sind Flare-Lenker (nach außen gebogene Rennradlenker) und natürlich spezielle Reifen, die das Gravelbike erst als solches auszeichnen. Im Bereich Laufräder setzte man zu Beginn auf Rennrad- oder Cyclocrossmodelle; inzwischen gibt es jedoch auch Felgen aus Aluminium oder Carbon für den Graveleinsatz. Wir haben uns exemplarisch die Carbonfelgen Allround GCX Terra von Aerycs in 40 Millimeter Felgenhöhe angeschaut, um die Frage zu beantworten, ob man für Gravel auch spezielle Laufradsätze benötigt.

Was unterscheidet einen Gravel-Laufradsatz von Rennrad-Laufrädern?

Vorweg: Im Gravelbereich haben wir es stets mit Scheibenbrems-Laufrädern zu tun, Felgenbremsen kommen an den Gelände-Rennrädern nicht zum Einsatz. Im Vergleich zu Disc-Rennrad-Laufrädern sind Gravel-Laufräder breiter. Kennziffer ist hier die Innenmaulweite: Gravel-Felgen liegen bei mehr als 20 Millimetern, Straßenlaufräder messen meist 17 bis 20 Millimeter. Klassische Rennradlaufräder für Felgenbremsen sind sogar noch schmaler. Unser Aerycs-Muster verfügt über einen Innenweite von 22 Millimetern.
Dass auch Rennradfelgen breiter werden, liegt daran, dass die Reifenbreiten zunehmen. Der Standard im Straßen-Rennsport sind 25 Millimeter, im Breitensport sind es 28 Millimeter und bei E-Rennrädern kommen sogar bis zu 32 Millimeter breite Pneus zum Einsatz. Logisch, dass bei Gravelreifen, meist zwischen 35 und 50 Millimeter breit, auch breitere Felgen zum Einsatz kommen. Dies liegt nicht nur in der harmonischeren Form und dem besseren Abrollverhalten begründet, sondern auch in der Sicherheit. Wer einen 40er-Reifen auf eine 17-Millimeter-Felge aufzieht, bekommt von den Herstellern meist keine Garantie, dass der Mantel im Extremfall stabil auf der Felge bleibt.
Was für Gravelbikes im Allgemeinen gilt, trifft auch auf Gravellaufräder im Speziellen zu: Sie sind ein Kompromiss für Straße und Gelände. Während es bei Rennradfelgen unter anderem auf eine hohe Steifigkeit ankommt, müssen die Gravel-Pendants auch etwas Dämpfung bieten, wenn es über Wurzeln und Steine geht. Aerycs gibt hier an, dass die radiale Steifigkeit um 10 Prozent geringer sei als bei ihren Straßenmodellen. Um die Gefahr von Durchschlägen auf ruppigen Passagen und Schäden an der Konstruktion zu verhindern, seien Felgenhörner und Felgenboden zusätzlich verstärkt. Was ein Gravellaufrad auszeichnet, ist also nur zum Teil von außen sichtbar. Übrigens: Falls es doch mal zu einem Schaden kommen sollte, bietet Aerycs ein Crash-Replacement-Programm an.
Die Laufräder sind natürlich tubeless-ready, mit Hakenfelgen.
Bild: Lennart Klocke


Bei den Scheibenbremsen setzt Aerycs auf den Centerlock-Standard zur Aufnahme der Discs, dieser scheint sich im Road- und Gravel-Segment durchzusetzen. Wer Sechs-Loch-Scheiben hat, kann diese mit einem entsprechenden Adapter problemlos nutzen. Ein weiterer Standard sind Tubeless-Reifen: Im Gelände sind diese – so unsere Erfahrung – eindeutig die beste Wahl. Die Vorteile sind mehr Fahrkomfort, besserer Pannenschutz, niedrigerer Rollwiderstand und besserer Grip. Weitere Standards sind überdies 12-Millimeter-Steckachsen (die Zeit der Schnellspanner ist vorbei) sowie eine Aufnahme für 11-fach-Kassetten von Shimano und Sram.
Aerycs setzt bei seinen Laufrädern noch nicht auf hakenlose Felgen (Hookless), einen neuen Trend im Segment der Rennradfelgen. Die Entwickler sagen, man habe sich bewusst gegen Hookless-Felgen entschieden, da einige Kunden die Laufräder mit Strassenreifen in 28 bis 32 Millimeter Breite nutzen – viele Rennradfahrer seien gegenüber hakenlosen Felgen noch skeptisch.

Carbon-Gravellaufräder von Aerycs im Test

Der Laufradsatz GCX Terra – Gewicht: 1630 Gramm mit Ventilen – wird von Aerycs selbst als Allrounder klassifiziert, die „perfekten Mischung aus Fahrkomfort, Langlebigkeit und Offroad-Performance.“ Das mittlere Felgenprofil mit 40 Millimeter Höhe sei für alle Höhenprofile und Untergründe geeignet. Hochprofilfelgen spielen ihre aerodynamischen Vorteile vor allem im Straßenradsport, beim Zeitfahren und bei Triathlonrennen aus. Im Gravelsegment dürften der Geschwindigkeitsvorteil deutlich geringer ausfallen, schließlich fährt man auf losem Untergrund langsamer als auf Asphalt und auch die breiten Noppenreifen dürften den Luftstrom an den Rädern eher unvorteilhaft leiten. Trotzdem sind die Aerycs-Gravelfelgen nicht nur etwas für Sekundenjäger auf der Schotterpiste. Auffällig gut ist das Beschleunigungsverhalten, sowohl im Gelände als auch auf der Straße. Der Unterschied in puncto Kraftübertragung zu einem günstigen Aluminium-Laufradsatz ist deutlich spürbar. Neben der leichten Carbonkonstruktion haben daran auch die Straight-Pull-Speichen und die 350er-Nabe von DT Swiss ihren Anteil. Letztere fällt durch ein angenehm leises Leerlauf-Geräusch ab. Aerycs bietet gegen Aufpreis auch 240er-Naben von DT Swiss sowie Modelle von Newman und Novatec an.
Auch beim Thema Dämpfung wird der Unterschied zu Aluminium spürbar: Kleine Steinchen und Wurzeln werden locker überrollt, ein deutliches Komfortplus. Der breite Aufbau vermittelt im Gelände viel Sicherheit; zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl, ein Durchschlag mit Snakebite könnte der Graveltour ein jähes Ende bereiten. Felge (und Tubeless-Reifen) hielten dicht und verloren auch über längere Zeit nur wenig Druck – klasse!
Im von Aerycs empfohlenen Aufbau kommen 350er-Naben von DT Swiss zum Einsatz – eine solide Wahl.
Bild: Lennart Klocke

Sportliches Antrittsverhalten, Sicherheit im Gelände und Komfort: Aerycs hat mit den GCX Terra ein attraktives Upgrade für Gravelbiker im Programm. Die 40-Millimeter hohen Carbonfelgen verbessern nicht nur den Look des Bikes, sondern bringen auch eine spürbare Verbesserung des Fahrverhaltens auf die Strecke. Auch im Langzeittest über Sommer und Winter konnten wir keine Schwächen oder nennenswerte Verschleißerscheinungen feststellen – und mit 899 Euro ist dieser Laufradsatz überdies preislich sehr attraktiv. Der Hersteller betont, dass trotz des relativ niedrigen Preises keine Einbußen bei der Qualität gemacht worden sind, der Vorteil für den Kunden entstehe durch den Direktvertrieb ohne Marge für Zwischenhändler.