Die Zeiten, als Fahrräder billige Fortbewegungsmittel waren, sind lange vorbei. Achten Sie mal drauf, wie viele tausend Euro Kapital an öffentliche Fahrradständer gekettet sind! Außerdem sind coole Bikes längst Statussymbole geworden und drücken mitunter auch den Lebensstil ihrer Besitzer aus. Dafür legen die Biker gern mal den Gegenwert eines älteren Gebrauchtwagens für ihr neues Rad oder E-Bike auf den Ladentisch. Damit ist auch klar: Eine Fahrradversicherung kann durchaus lohnenswert sein. Aber für wen lohnt sich eine Radversicherung, was kostet sie und wo schließt man sie am besten ab? Oder gibt es eine Alternative mit einem wirklich sicheren Schloss? Und was ist hat es mit dem Stinktier-Schloss auf sich? Hier eine Übersicht von BIKE BILD.

Ein Muss: Die Haftplichtversicherung

So ärgerlich ein Diebstahl auch sein mag: Noch wichtiger ist die Haftpflichtversicherung. Wer mit seinem Rad einen anderen Verkehrsteilnehmer verletzt, braucht eine private Haftpflicht. Die hat zwar ohnehin fast jeder. Doch wer viel mit dem Rad unterwegs ist, sollte aber zur Sicherheit noch einmal in seinen Unterlagen nachsehen. Ansonsten könnten Krankenhauskosten oder sogar Langzeitschäden des Unfallgegners für den eigenen wirtschaftlichen Ruin sorgen.
Die normale Haftpflicht zahlt auch bei Schäden, die mit dem eigenen Pedelec verursacht wurden. Ganz anders ist die Situation bei Unfällen mit Rädern, die auch ohne eigene Muskelkraft gefahren werden können. Hier wird nicht nur ein Mofa-Führerschein benötigt sondern auch eine KFZ-Haftpflicht. Die ist übrigens auch vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Das Gleiche gilt für Speed-Pedelecs.

Täglich werden 822 Räder gestohlen

Was ist aber, wenn das Rad gestohlen wurde? Zwar ist die Zahl der Diebstähle zuletzt etwas gesunken, dennoch wurden beispielsweise im Jahr 2017 pro Tag in Deutschland 822 Räder geklaut. Der Verband der Deutschen Versicherungswirtschaft erklärte, dass dabei ein Schaden von etwa 90 Millionen Euro entstand.

Doch wer zahlt im Einzelfall?

Die Hausratversicherung ersetzt Verluste, die durch Brand, Blitzschlag, Sturm, Hagel, Leitungswasser und bei Diebstahl infolge eines Einbruchs entstanden sind. Manche Versicherungen springen auch ein, wenn das Rad vor der Haustür oder in der Innenstadt stand und versperrt war. Oft ist aber die Voraussetzung, dass der Drahtesel mit einem unbeweglichen Gegenstand verbunden war. Abgesehen davon gilt auch häufig die so genannte Nachtzeitklausel: Wenn das Rad zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens abhandenkommt, zahlt die Versicherung nicht.

Bei S-Pedelecs ist die Situation anders:

Im Haus oder in der Garage eingeschlossen, gelten sie zwar ebenfalls im Falle eines Einbruchs als Hausrat. Ansonsten zahlt ausschließlich entweder eine Hausrat-Zusatzversicherung oder eine separat abgeschlossene Kfz-Versicherung. Dort muss das S-Pedelec aber ausdrücklich erwähnt sein.
Für alle Bikes gilt vor dem Abschluss einer zusätzlichen Versicherung: Fragen Sie bei der eigenen Hausratversicherung nach, ob, in welchem Umfang oder mit welchem Zusatzbetrag das Rad versichert ist oder werden kann.

Beispiele für Radversicherungen

Info: Die jeweiligen Euro-Beträge wurden bei den Versicherungen persönlich abgefragt bzw. online ermittelt und weichen je nach Bundesland und Stadt ab.
Die HUK-Versicherung bietet keine separaten Rad-Diebstahlversicherungen an. Allerdings lässt sich die Hausratversicherung mit einem Zusatzpaket erweitern, dessen Höhe von der ursprünglichen Versicherungssumme abhängt. So würden zur Police von etwa 40 Euro für ein kleines Einfamilienhaus noch einmal 15 Euro Extra kommen, falls das Rad mit 1.000 Euro eingetragen wird. Im Falle eines 3.000 Euro teuren Rades oder S-Pedelecs kommen 31 Euro drauf.
Der ansonsten mobilitätsaffine ADAC bietet dagegen weder Hausrat- noch Diebstahlversicherungen für Räder an.
Die Allianz schlägt auf den 73 Euro teuren Hausrat-Tarif (Berechnung wie bei der HUK) für Bikes bis 5.000 Euro 29 Euro drauf. S-Pedelecs ab 250 Watt Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 25 Stundenkilometern kosten abhängig vom Modell und dem Alter des Fahrers ab 54 Euro pro Jahr. Sie müssen aber in Verbindung mit einer Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden.
Der Versicherer Arag verlangt im Falle einer Deckungssumme von 1.000 Euro für eine reine Radversicherung gut 97 Euro Jahresprämie oder 291 Euro im Falle eines 3.000 Euro teuren Rades. Als Zusatzversicherung zur Hausrat (71 Euro) wären es 68 Euro (100-Euro-Rad) oder 204 Euro (3000-Euro-Rad). S-Pedelcs müssen separat versichert werden.
Einen speziellen Bike-Tarif (1.000 Euro Wert) bietet dagegen die Versicherung Krist Fahrradschutz mit ihrem 24-Stunden-Vollkaskoschutz für 100 Euro Jahresbeitrag an. Kurios: Für ein 3.000 Euro teures E-Bike werden dagegen nur 83,95 Euro berechnet.
Interessante Tarife bietet auch die Ammerländer-Versicherung an. Im Preis ist ein Schutzbrief, ähnlich der beim Auto, enthalten. Ein 1.000 Euro-Rad kostet pro Jahr 175 Euro Prämie, ein 3.000 Euro teures Bike 162 Euro. Darin ist für ungeschickte Zeitgenossen sogar die „Unsachgemäße Handhabung“ mitversichert.

Achtung: Mehrjahresverträge bieten teils deutlich günstigere Tarife. Bei separaten Versicherungen muss jedes einzelne Rad versichert werden. Beim Hausrat-Tarif sind dagegen normalerweise alle Räder des Haushaltes inbegriffen.
Portale: Ein gutes Portal für Infos über Rad-Policen ist: www.fahrradversicherung-test.com. Infos von Rad-Zusatzversicherungen in Zusammenhang mit der Hausrat bei: www.check24.de.

Schloss mit Versicherung

Interessant kann der Kauf eines besonders hochwertigen Schlosses sein. Der Hersteller Kryptonite beispielsweise bietet bei seinen Top-Modellen Absicherungen bis zu 4.500 Euro beim Diebstahl eines Rades an. Allerdings sind die Schlösser nicht unbedingt günstig, oft schwer und die Registrierung kostet extra. BIKE-BILD-Redakteur Lennart Klocke beschäftigte sich zuletzt intensiv mit den Schlösser des Herstellers und versuchte sie im Labortest auf der Werkbank zu knacken.
Es war nahezu aussichtslos: „Die Schlösser ab 60 oder 70 Euro sind mit normalem Baumarkt-Werkzeug fast nicht aufzubekommen." Ein ausführlicher Bericht über den Test ist in BIKE BILD 1/2019 (zum Abo) zu finden. Die Ausgabe liegt ab 22. Februar am Kiosk. Eine Alternative wären auch unsichtbare GPS-Tracker, die das gestohlene Rad genau lokalisieren. Bosch bietet eines dieser Systeme (199 Euro) für E-Bikes an.

Das Stinktier-Schloss

Recht reizvoll im wahrsten Sinne des Wortes wäre aber auch das Skunklock-Schloss. Der Werbespruch ist vielversprechend: „Das Schloss, das zurückschlägt“. Wird es beschädigt, zischen blitzartig übelkeitserregende Gase aus, die sich auf den Kleidern und der Haut festsetzen. Gut 99 Prozent der Testpersonen sollen sich daraufhin spontan übergeben haben. In den USA ist es für umgerechnet rund 75 Euro bereit erhältlich (www.skunklock.com).

Berlin ist Radklau-Hauptstadt

Es ist übrigens durchaus nachvollziehbar, dass die Versicherungsprämien in Berlin und Leipzig höher sind als in anderen Städten. Berlin ist die Fahrraddiebstahl-Hauptstadt: 2017 wurden hier gut 30.000 Räder gestohlen. Danach folgen Hamburg und Leipzig. Gemessen an der Einwohnerzahl sind die meisten Langfinger, die sich auf Räder spezialisiert haben, allerdings in Leipzig unterwegs.