Fazit: Das müssen Sie wissen

Bei den Performance-Werten ist der Grand Prix 5000 TL ganz vorn, die breiteste Ausführung eröffnet vielen Rennradfahrern gänzlich neue Möglichkeiten.
Pro
- komfortabel
- schnell
- bis jetzt keine Pannen
- vielseitig einsetzbar
- sehr einfache Montage
Kontra
- relativ schwer
- etwas träger als ein schmaler Reifen
- passt nicht an jede
Hinweis
Continental Grand Prix 5000 TL
Der Continental Grand Prix 5000 tritt ein schweres Erbe an: Sein Vorgänger, der GP 4000S 2, war einer der beliebtesten Rennradreifen in Deutschland. Bei manchen Radsportveranstaltungen konnte man das Gefühl bekommen, dass gut jeder Zweite den Conti 4000 auf der Felge hatte.
Ende vergangenen Jahres hat der deutsche Reifenspezialist den Nachfolger präsentiert: Grand Prix 5000. Neben technischen Neuerungen in der Gummimischung waren vor allem zwei Dinge interessant: Zum einen hat Conti einen Rennradreifen erstmals in einer Tubeless-Variante vorgestellt und zum anderen gibt es den neuen 5000  bis zu einer Reifenbreite von 32 Millimetern. Wir haben den Grand Prix 5000 TL (tubeless) in der besagten 32er-Variante auf der Straße – und abseits asphaltierter Wege – viele, viele hundert Kilometer getestet.

Ganz easy: Tubeless-Montage

Das Thema Tubeless krankte im Rennradbereich lange daran, dass Felgenweite und Reifen nicht gut harmonierten. Folge: Die Mäntel, die für die Abdichtung sehr eng sitzen müssen, waren nur mit äußersten Krafteinsatz auf die Felge zu ziehen. Nervig bei der Montage und schlimm im Falle einer Panne, weil man so den Notschlauch nicht in den Reifen bekommt. Das ist inzwischen besser geworden; bei den Felgen- und bei den Reifenherstellern.

So gut wie beim Grand Prix 5000 TL gelang die Montage indes noch nie – jedenfalls bei unserer Testfelge: Auf unsere Testfelge (DT Swiss, 18 mm Innenweite), konnten wir den 32er Reifen problemlos per Hand aufziehen. Dichtmilch rein (lieber ein bisschen mehr als zu wenig) und kurz im Reifen verteilen. Ein kurzes Knack-Geräusch beim Aufpumpen verrät, dass der Reifen sich in die Felge gesetzt hat – herrlich!
Maximal 6 bar darf man laut Conti in den Reifen pumpen. So viel sind unserer Ansicht nach nicht nötig. Auch wenn der Anblick von 4 bar auf dem Manometer für Rennradfahrer ungewohnt ist, mehr braucht man eigentlich nicht. Dazu später mehr. Auf unserer 18er Felge hat der Reifen eine effektive Breite von 31,3 Millimeter.

Glaubensfrage: 32-Millimeter am Rennrad?

Kann man bei 32-Millimeter-Reifen überhaupt noch von Rennradfahren sprechen? Für alteingesessene Straßenradfahrer hat alles über 25 mm Breite nichts mehr mit Rennradfahren zu tun. Und aufgrund der engen Bauweise älterer Felgenbremsen und Rahmen lassen viele Rennräder so breite Reifen überhaupt nicht zu. Erst durch Scheibenbremsen entfällt diese Limitierung. Viele neue Renner werden inzwischen mit 28er-Reifen ausgeliefert und viele Brancheninsider glauben, dies werde der neue Standard am Rennrad.
Allroad-Conti
Plötzich auf einem Feldweg gelandet? Mit dem Conti Grand Prix 5000 TL kein Problem mehr.
Bild: Lennart Klocke

Fahreindruck: Grand Prix 5000 TL 32 mm

Zugegeben, wenn man von 25ern auf 32-mm-Reifen umsteigt, bemerkt man schon einen Unterschied: Gefühlt ist das Kurvenverhalten nicht mehr ganz so direkt und man fährt nicht so hart, wie man es vom Rennrad gewohnt ist. Schlimm? Nicht wirklich. Der 32er-Reifen, insbesondere die Tubeless-Version, rollt nämlich keinen Deut langsamer als schmalere Modelle. Dafür bringt der breitere Reifen des Grand Prix 5000 TL etwa 80 Gramm mehr auf die Waage als sein 25-Millimeter-Pendant.
Auf der Straße zeigt der Conti keine Schwäche. Beschleunigen, Kurven-Grip, Vollbremsungen – in allen Situationen, in denen er gefragt ist, macht der Reifen seinen Job ausgezeichnet.
Doch was sind die Vorteile von einem so breiten Reifen am Rennrad? Breitere Reifen können bei gleichbleibendem Rollwiderstand mit niedrigerem Druck gefahren werden. Der Vorteil ist ein Komfort-Gewinn. Das ist wichtiger als es zunächst scheint, denn wer sich auch über Stunden auf dem Rennrad wohlfühlt, kann mehr Leistung bringen und hat mehr Freude bei der Sache. Bei 4 bar Druck „schluckt“ der Reifen kleine Unebenheiten auf der Straße, anstatt den unangenehmen Stoß auf Rad und Fahrer zu übertragen. Reifen wie der Grand Prix 5000 TL sorgen bei richtigem Reifendruck auch dafür, dass der Fahrer weniger Kraft aufwenden muss, um kleine Stöße mit dem Oberkörper zu absorbieren. Handgelenke, Arme und Schultern werden – wirklich spürbar – geschont.

Nicht Gravel, sondern Allroad

Der aus unserer Sicht entscheidende Vorteil des Grand Prix 5000 TL in 32 Millimeter ist, dass er auch auf Park- und Waldwegen genutzt werden kann. Das Marketing-Wort der Hersteller für dieses Konzept lautet "Allroad": Man fährt mit dem Rennrad auf der Straße und wenn diese sich in einen Feldweg verwandelt, ist man nicht gleich aufgeschmissen. Wir würden nicht so weit gehen und den 32er-Conti als Gravelreifen zu deklarieren. Durch das glatte Profil fehlt der Grip auf echtem Schotter und der Reifen ist nicht breit genug.
Ein Beispielwochenende mit dem Grand Prix 5000 TL am Rennrad sieht so aus: Am Samstag eine klassische Tour über die Landstraße zum Ort der Übernachtung. Sonntag dann keine Lust auf die gleiche Route zurück, deswegen die Alternative auf einem alten Bahndamm; ein typischer Radtourenweg. Dank der breiten Reifen fährt das Rennrad auf diesem Feldweg wie auf der Straße, nur geringfügig langsamer. Dafür stundenlang ohne Autoverkehr, richtig cool.
An das Knirschen unter den Reifen auf Feldwegen haben wir uns schnell gewöhnt, die Sorge vor Pannen blieb unbegründet. Die Tubeless-Dichtmilch musste in der gesamten Testphase noch nicht zum Einsatz kommen. Wer lieber mit der Schlauch-Version des Modells fährt, kann sich ebenfalls über hohen Pannenschutz freuen, wie die Laborwerte zeigen konnte. Ein ausführlicher Reifentest mit den Vergleichswerten folgt.

Grand Prix 5000 TL: Der Tourenreifen

Der Grand Prix 5000 TL spielt seine Stärken im alltäglichen Training, beim Pendeln und bei Touren in neuen Regionen oder abseits der Straßen aus. Also in sehr vielen Bereichen, weswegen wir ihm durch und durch das Prädikat Allrounder verleihen. Wer diesen Reifen am Rennrad hat, kann auf dem Weg zur Arbeit die Abkürzung durch den Park nehmen und muss nicht mehr nur Straße fahren. Auf langen Touren ist man äußerst komfortabel unterwegs, ohne bei der Roll-Performance Einbußen zu machen. Und man ist endlich nicht mehr genervt, wenn man bei der geplanten Tour ein paar Kilometer über unbefestigte Wege muss. Eine durchaus sinnvolle Investition, wenn man mehr aus seinem Rennrad herausholen möchte: Conti gibt den Preis mit 74,90 Euro an, bei den meisten Shops kostet der Grand Prix 5000 TL nur um die 40 Euro.
Einschränkungen gibt es nur für wirklich ambitionierte Fahrer, die entweder auf jedes Gramm Gewicht achten oder beim Schlusssprint einen direkteren Reifen brauchen. Oder traditionsbewusste Rennradler, die partout ihren 23er- oder mittlerweile 25er-Reifen fahren wollen. Selber Schuld – finden wir.